Das Gebäude des Pflegeheims an der Ulica Przechodnia 8 ist das ehemalige „Rabenvorwerk", dos in alten Quellen auch als Scultetus-hof auftaucht. 1440 wird als Eigentümer des städtischen Gutes Seifried Goßwin genannt, ein einflussreicher Bürger, der später das Amt des Görlitzer Bürgermeisters ausübte. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war einer der Mitbegründer des Dorfes Reut-nitz (Reczyn); er starb 1484. Im Jahr 1500 kaufte Michael Schulz das Gut. Seine Witwe Margarete veräußerte das Rabenvorwerk später an Martin Schulz, den Vater des berühmten Mathematikers, Astronomen und Kartografen Bartholomäus Scultetus. Dieser Lausitzer Gelehrte wurde am 14. Mai 1540 auf dem Rabenvorwerk geboren. An die Verbindung des bekannten Görlitzers mit diesem Ort erinnert am Rabenvorwerk ein Gedenkstein mit der Aufschrift „B. Scultetus 1540-1614". Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre des 16. Jahrhunderts wurde das Rabenvorwerk von Abraham Schulz bewirtschaftet, dem Bruder Scultetus'. Nach seinem Tode 1571 gelangte das Anwesen in den Besitz der Eichlers, die mit der Familie Schulz verwandt waren. Am 23. Juli 1641, zu Beginn der Belagerung von Görlitz durch das kaiserliche Heer, wurde das Gut von den schwedischen Soldaten des Oberst Wanke, die die Stadt verteidigten, niedergebrannt. 1652 baute Matthäus Mücke, dem das Gut seit 1614 gehört hatte, die Gebäude wieder auf. 1757 hatte hier der preußische General Hans von Winterfeld, der in der Schlacht bei Moys am 7. September 1757 tödlich verwundet wurde, sein Quartier.
Bartholomäus Scultetus war am 14. Mai 1540 in Zgorzelec geboren. Er war Sohn von Martin Schulz und Ursula, geborene Eichler. Ihnen gehörte Vorwerk „Kruczy Folwark” am rechten Ufer der Lausitzer Neiße (zur Zeit befindet sich dort das Haus der Gesellschaftlichen Fürsorge). Das Grabdenkmal von Bartolomeus Scultetus mit den Daten 1540 – 1614 befindet sich an der Kreuzung der Straßen Ogrodowa und Stefana Żeromskiego, auf dem Gebiet des ehemaligen Gartens, neben einem alten Baum. Er besuchte zuerst die örtliche Schule, und dann studierte er an der Universität in Wittenberg und Leipzig. Er lernte auch bei dem Mathematiker Jan Hommel, dem berühmten Astronom Tycho Brahe und anderen Gelehrten. Im Jahr 1570 kehrte er nach Zgorzelec zurück und begann mit dem Arithmetik- und Aussprachenunterricht am Gymnasium Augustum, und dann, nach einigen Jahren wurde er zum Stadtrat gewählt. Viele Jahre lang reiste er, und die von im angefertigte Landkarte von Oberlausitz (herausgegeben im Jahr 1593) ist die älteste sprachliche Landkarte im Mitteleuropa. Die zweite sprachliche Landkarte erschien im Jahr 1720 für ganz Deutschland, und im Jahr 1732 für Lausitz. Er war ein Astronomieliebhaber. Auf einer der Warttürmer in Zgorzelec montierte er ein Fernrohr zur Beobachtung von Sternen. Im Jahr 1589 wurde er zum Stadtsrichter gewählt, und drei Jahre später zum Bürgermeister. In diesem Amt war er jahrelang tätig. Scultetus war auch ein Spezialist im Bereich der Sonnenuhren, er schrieb ein Buch darüber, mit dem Titel „Gnomonice de solaris”. Er baute Uhren u.a. für den Gemeindevorsteher von Oberlausitz Graf Schlick und für den tschechischen Vizekanzler J. Mehl von Ströhlitz. Er befasste sich auch mit der Geschichtsschreibung. Er schrieb eine Chronik von Görlitz, die eine wertvolle Quelle des Wissens über die Stadt ist. Der große Gelehrte ist am 21. Juni 1614 gestorben. Ein hervorragender Einwohner von Zgorzelec war auch Jacob Böhme. In der Daszyńskiego Straße 12 befindet sich das Familienhaus von J. Böhme, in dem er in den Jahren 1590 – 1610 wohnte. An die Wand wurde eine Gedenktafel mit der Inschrift „In diesem hause wohnte Jakub Böhme von 1590 bis 1610” angebracht. J. Böhme ist im Jahr 1575 in Stary Zawidów geboren. Er besuchte die örtliche Schule, und dann hat er Schuhmacher gelernt. Im Jahr 1599 entschied er sich, nach Zgorzelec umzuziehen. Diese Tatsache wird von einem Dokumenten bestätigt, das vom B. Scultetus für Jacob Böhme ausgestellt wurde. Dieses Dokument bestätigte die Bürgerrechte für Jacob Böhme. Bald heiratete er Katarina Kuntschmann und kaufte das Haus bei der damaligen Krucza Straße (jetzt Daszyńskiego Straße). Im Jahr 1600 erlebte er eine geitsliche Aufklärung, die seine Denkens- und Lebensweise ändert. Wiederholt passierte das im Jahr 1610. Angeregt von diesem wunderlichen Erlebnis schrieb er im Jahr 1612 eine Handschrift mit dem Titel „Morgenröte“. Im Jahr 1619 entstand das Werk „Beschreibung der drei Prinzipien des Göttlichen Wesens”, und dann folgende: „Vierzig Fragen bezüglich der Seelen“ und „Verkörperung Jesus Christi“. Die Werke des Meisters waren schlecht von den Geistlichen angenommen, die ihn für einen Häretiker hielten. J. Böhme starb im November 1624. Seine philosophische Gedanken beeinflußten stark die späteren Mysthiker, u.a. Adam Mickiewicz und Isaak Newton. Seine Erinnerung kultiviert die Polnische Gesellschaft Euroopera. Die Gesellschaft öffnete in seinem Haus in der Daszyńskiego Straße 12 eine Erinnerungskammer, gewidmet dem großen Philosoph. Wenn man dieses Haus besucht, kann man sich wie der Gast von J. Böhme fühlen, die Sammlung von Fotos, Gegenständen ansehen und sein Wissen das Leben und das Schaffen des Meisters vertiefen.